Die sieben Todsünden der Liebe

Gier Brauchen Ehrgeiz
Inbesitznahme Verpflichtung
Konformität Tradition

Wir alle stimmen überein, dass diese Sünden Gift für die Liebe sind, aber manchmal bemerken wir sie nicht.

 

Gier ist keine Liebe

Babys lieben ihre Mütter und Mütter lieben ihre Babys, aber diese zwei Arten der Liebe sind ziemlich unterschiedlich. Ein Baby liebt seine Mutter wegen dem was es von der Mutter bekommt - Schutz, Zuneigung und warme Brüste, während eine Mutter ihr Baby trotz all dem was es von ihr fordert, liebt.

Was willst Du von Deiner Liebe? Willst Du, dass er dich liebt? Dass er dir Respekt zeigt? Deine Werte teilt? Ehrlich, aufmerksam, zuneigungsvoll, treu, verlässlich ist? Was Du dann willst ist Baby-Liebe, nicht die wahre Liebe.

Das ist in Ordnung, so lange Du nicht über 30 bist; dann nämlich ist es Zeit erwachsen zu werden. Bei wahrer Liebe geht's darum, was du gibst, nicht was du bekommst.

Das witzige dabei ist, das sich viele Menschen in ihren 30ern für die selbstlose Liebe entscheiden; also legen sie sich ein Haustier oder Kinder zu. Kinder und Haustiere verdienen unsere Liebe unabhängig davon was sie tun. Also können wir sie bedingungslos, ohne das Gefühl ausgenutzt zu werden, lieben. Es ist jammerschade, dass dieselben Menschen nicht dazu fähig sind, ihre Partner in genau derselben Art zu lieben.

 

Das Brauchen ist keine Liebe.

Märchen enden mit und seither leben sie glücklich. Die glücklichen Leute in diesen Geschichten finden letztlich ihre zweite Hälfte; sie werden komplett. Aber so funktioniert das nicht im richtigen Leben, und zwar aus zwei Gründen:

Der erste ist, dass wir viel mehr als nur einen Menschen in unserem Leben brauchen. Wir brauchen viele Menschen: Freunde, Liebende, Mitarbeiter, Kunden und Fremde, deren Leben mit unserem verbunden ist, obwohl wir sie vielleicht niemals treffen. Die Vorstellung, dass nur ein einziger Mensch einem alles geben kann was man braucht ist eine gefährliche Fiktion, weil diesem Menschen damit der ungeheure Druck auferlegt wird, das Unmögliche zu leisten; solche Erwartungen kann niemand erfüllen.

Der andere Grund ist, dass niemand einen vervollständigen kann. Jeder muss sich selbst komplettieren. Liebe ist nicht wie zwei beschädigte Türme die sich gegenseitig stützen - Liebe ist vielmehr wie eine Brücke zwischen zwei robusten Türmen. Wenn Du nicht auf eigenen Füßen stehen kannst, dann ist alles was Du von anderen erwarten kannst, gegenseitige Abhängigkeit - und das ist nicht Liebe.

Sich wie ein Paar Schuhe zusammenzutun führt nicht zur Erfüllung, es führt zur Isolation. Wir sind nur für einen kurzen Besuch auf diesem Planeten. Es gibt viel zu sehen und zu tun. Du machst das Beste aus deinem Leben, wenn Du versuchst vielen anderen Menschen nahe zu kommen - sie sind das aller Interessanteste hier.

 

Ehrgeiz ist nicht Liebe

Als menschliche Wesen versuchen wir ständig zwei widerstreitende Ziele auszubalancieren: Uns von anderen zu unterscheiden und uns mit anderen zu verbinden. Ersteres ist die Suche nach Identität, getrieben von unserem Ego, Letzteres ist die Suche nach Intimität, getrieben von unserem Herzen.

Es ist großartig, wenn du ambitioniert bist, wenn Du dich dadurch verbessern willst um der Mensch zu werden, der Du immer sein wolltest. Aber das ist es nicht, wofür das Liebesleben steht. Dein Liebesleben gilt der Intimität, nicht der Identität. Als Faustregel gilt, wenn du näherst deine Liebesleben mit Absicht oder Erwartung, das ist nicht Liebe.

Wartest du also auf die Liebe die du verdienst, die Art von Liebe mit der du dich als Prinz/essin fühlst, damit protzend was dein Lover für dich tut oder dir gibt, wenn du nur noch als Paar ausgehen willst, wenn deine Freunde dir sagen, deine Liebe ist oder war nicht gut genug für dich, dann bist du verwirrt.Denn das ist es nicht im Geringsten, worum es in der Liebe geht. Sei ehrgeizig was deine Karriere anbelangt, aber nicht in deinem Liebensleben!

 

Inbesitznahme ist nicht Liebe

Sexuelle Treue zu verlangen ist eine Form des Besitzstrebens; sie reduziert Deine Liebe zu einem Stück Eigentum. Eifersucht ist etwas für unsichere Verlierer. Beides wurzelt in deinem Ego. Nichts davon ist kompatibel mit Liebe.

Monogamie ist für Menschen nichts Natürliches (wie auch für die meisten Säugetiere). Wir entwickelten uns als eine Spezies - wie unsere engen Verwandten, die Schimpansen oder Bonobos - die Sex für weit mehr verwenden als nur um Babys zu zeugen. Gorillas haben weniger als 20 mal Sex für jede Schwangerschaft; Menschen mehr als 1000 mal! Als wir noch Nomaden waren, hatten Frauen Sex mit den meisten Männern ihres Stammes als Teil ganz normaler sozialer Bindungen.

Was passiert also, wenn man versucht monogam zu leben? Man verliert Interesse an Sex, weil wir immer von Neuem, noch Unbekanntem, angezogen werden. Die verpassten Gelegenheiten legst du deinem Partner zur Last. Die meisten von uns betrügen und die Unaufrichtigkeit zerstört Vertrauen und Intimität. Und man bekommt nichts zurück für sein Opfer. Aber schon gar nichts!

 

Verpflichtung ist nicht Liebe

Traditionelle Beziehungen sind Verträge; eine Austausch von Versprechen. Wenn man ein Versprechen gibt, geht man eine Verpflichtung ein. Man braucht aber keine Verpflichtung um etwas zu tun, was man ohnehin tun will. Also verspricht man etwas, was man nicht tun will: nämlich zusammenbleiben. Ist das wirklich was du willst - zusammenbleiben, auch wenn man es nicht will?

Freundschaft, andererseits, hat nichts mit Verpflichtung zu tun. Wenn du deine Freunde unglücklich machst, verlassen sie dich. Also tust du es nicht. Deshalb sind Freundschaften die längsten und tiefsten Beziehungen im Leben.

Deine Liebesbeziehung wird tiefer und länger, wenn du sie wie Freundschaft behandelst, nicht wie eine Verpflichtung. In der Liebe ist kein Platz für Verpflichtung.

 

Konformität ist nicht Liebe

Beim Erwachsen und Teil der Gesellschaft werden, geht es vorwiegend darum, was von uns erwartet wird und wie man sich benimmt. Das ist auch gut so, denn ohne das würde unsere Zivilisation auseinanderfallen. Also will man, dass du tust, was du tun sollst; die Erwartungen anderer erfüllen.

Aber das ist nicht Liebe - es ist nur das Spielen einer Rolle. Der anhängliche Gatte, das perfekte Paar, die glückliche Familie. Es ist nur ein so tun als ob!

Wenn du unsicher bist, gibt es dir vielleicht ein gutes Gefühl zu tun, was deine Freunde und Familie von dir erwarten. Aber schlussendlich sind nicht sie es, die du zufriedenstellen musst - es ist die winzig kleine Stimme in deinem Herzen, nicht dein lautes Ego. Wenn du überzeugt bist, dass das was du hast auch das ist was du verdienst, wenn du glaubst, du hast nicht das Recht mehr erwarten zu dürfen, dann versuchst du deine innere Stimme zum Schweigen zu bringen. Und das ist nicht Liebe!

 

Tradition ist nicht Liebe

Wie du vielleicht bemerkt hast, sind wir mitten in einem gewaltigen gesellschaftlichen Transformationsprozess, dem dritten in unserer Geschichte.

Der erste ereignete sich vor etwa 10.000 Jahren, als wir unser Nomadenleben aufgegeben haben um sesshaft zu werden. Weil Ackerbau und Viehzucht ein gewaltiges Zeitinvestment erfordern, erfanden wir das Eigentum. Dann mussten wir die Vererbung und die Vaterschaft erfinden, dann die weibliche Treue und somit die Ehe in welcher die Frau nur eine andere Form des Besitzes darstellt, wie Land, Vieh oder Sklaven.

Als dann vor etwa 250 Jahren die industrielle Revolution begann, änderte sich erneut alles. Die Arbeiter in den Fabriken, Minen und Mühlen waren keine Sklaven, sie waren Arbeiter die frei darüber entschieden, ihre Arbeitskraft für Geld zu verkaufen. Die Rolle der Frau änderte sich ebenfalls von der eines Eigentums zu der einer Arbeiterin. Von da an wurde auch deren Meinung als wichtig erachtet. Also wurde auch die Ehe geändert. Mann und Frau werden nun durch gegenseitige Zustimmung vereinigt. Wenn man über traditionelle Beziehung spricht, so ist diese Art von Verbindung gemeint.

Und jetzt, etwa seit dem Ende des zweiten Weltkrieges, haben wir eine neue Phase in unserer Geschichte begonnen. Das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmer wurde immer ausgewogener. Manche Arbeitnehmer wurden Subunternehmer oder Anbieter mit vielen Kunden, andere bezogen Bonusse oder Aktion-Optionen, sie wurden zu Partnern. Entsprechend machte der Feminismus Frauen zu gleichberechtigten Partner in der Ehe. Kirche und rechtliche Heirat sind nicht länger wichtig.

Traditionelle Heiraten haben völlig an Bedeutung verloren; sie nahm den Weg der Sklaverei und des gottgegebenen Rechts der König.Das alles funktioniert einfach nicht mehr. Natürlich - manches davon mag doch noch funktionieren, oder zumindest hat es den Anschein. Aber das meiste davon funktioniert nicht gut, selbst wenn Paare zusammenbleiben. Das ist niemandes Schuld: Tatsache ist - die Welt hat sich geändert ... zum Besseren!

Viele Menschen haben Schwierigkeiten das zu akzeptieren. Sie sehen die Vergangenheit als goldenes Zeitalter und ignorieren dabei all die Hungersnöte, Plagen und Kriege. Und sie sehen die traditionelle Form der Beziehung als den goldenen Standard und berücksichtigen dabei nicht das weit verbreitete Unglück, das zur sozialen Revolution in den 60ern führte.

Beispielsweise bezeichnen sich viele Frauen selbst als traditionell, aber sie würden niemals den zweitklassigen Status der Frau akzeptieren, der in dieser Zeit am Arbeitsplatz und zuhause vorherrschte. Sie verstehen sich selbst als traditionell, aber würden niemals die Affären, Konkubinen und Prostituierten akzeptieren, die Männer in traditionellen Beziehungen genossen. Sie bezeichnen sich selbst als traditionell, aber ihre Interessen und Ambitionen reichen weit über Heim und Familie hinaus, also der Rolle, auf die Frauen in traditionellen Beziehungen reduziert waren. Wir wollen viel mehr als wir früher wollten!

 

Die Fahrrad-Metapher

Das klassische Fahrrad für zwei (Tandem) repräsentiert die traditionelle Beziehung. Das positive daran ist, dass man sehr öffentlich als Paar gilt und die Frau am rückwärtigen Sitz sich um nicht viel zu sorgen braucht. Die Kehrseite - sie ist nur Passagier mit einer ziemlich uninteressanten Aussicht, selbst wenn sie ein wenig in die Pedale tritt.

Was die meisten Frauen heutzutage wollen ist tatsächlich eine neue, experimentelle Form der Beziehung in welcher beide Partner die Privilegien genießen, die früher nur der Mann hatte. Sie wollen Männer sein! Sie wollen eine Beziehung, die ihre Interessen bedient, nicht eine in welcher bevorzugt die Interessen des Mannes bedient werden. Und das sollen sich auch haben!

Dieser Ansatz funktioniert aber nur so lange, wie beider Interessen gut aufeinander ausgerichtet sind bzw. sich decken. Wenn die Interessen allerdings divergieren, bleiben als Optionen nur unglücklich zu sein oder auseinander zu gehen. Genau das ist es, was rund um uns passiert. Dieser neue Typus von Beziehung ist dermaßen gescheitert, wie er nur scheitern konnte. Es ist Zeit etwas anderes zu probieren!

In einer modernen, feministischen Beziehung ist jeder Partner unabhängig. Sie fahren zusammen, wenn es ihnen passt und wenn nicht, wählen sie ihre eigene Route oder fahren sogar mit anderen! Sie schätzen was jeder anzubieten hat, aber sind keine kritischen Nörgler. Mit anderen Worten: Sie sind Freunde!

Diese Art der Beziehung ist für Frauen eine viel größere Herausforderung und es verlangt ihnen auch die Konfrontation mit der Missbilligung ihrer Familien und Freunde ab. Aber viele Frauen haben es einfach satt, in ihrem Leben nur Passagieren zu sein. Sie sind bereit, ihr eigenes Fahrrad zu fahren.

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